Schulmuseum Korla Awgust Kocor Wartha 

Schulmuseum Wartha

Aus der Geschichte der Schule zu Wartha im 19. Jahrhundert

Schulwesen im Kreis Bautzen

Das Schulwesen im Kreis Bautzen ist im 19. Jahrhundert großen Veränderungen unterworfen:

Schulverhältnisse

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erfolgt der volle Ausbau des achtklassigen Volksschulunterrichts für alle Kinder. Nach dem Sächsischen Schulgesetz von 1835 werden bis gegen Mitte des Jahrhunderts die Privat- und Winkelschulen beseitigt bzw. in kommunale Schulen umgewandelt. Ergebnisse dessen sind u.a., dass 1875 rund 75 % aller Erwachsenen lesen konnten und bis 1900 diese Zahl auf 90 % stieg.

Die Förderung der sorbischen Belange erfolgte relativ, eingedenk der Tatsache, dass in den 70er Jahren in Rackel, Sdier und Zscharnitz nur ein Schulneuling deutsch sprach, in Malschwitz 3 von 175, in Baruth 6 von 91, in Guttau 13 von 158. Die Situation an der Schule in Wartha war ähnlich.

Lehrer an der Schule in Wartha

Seit 1804 erteilte Andreas Lehmann (1773 geboren in Schwarznaußlitz), ehem. Theologiestudent, in Wartha Schulunterricht. Nebenbei betrieb er Garnhandel.

Eine Revision bemerkte 1825, dass er "von allen pädagogischen Kenntnissen und Geschicklichkeiten entblößt" sei. Zwei Jahre später wurde festgestellt, dass Lehmann zu den "allerunwissendsten, nachlässigsten und untauglichsten Schulhaltern in der Provinz" gehöre und die Schuljugend den "elendsten, dürftigsten Unterricht" empfange. Zwei Jahre später wurde er entlassen.

Die Schulinspektion durch Schulrat Schulze in Wartha legt in späteren Jahren das Prüfungsresultat "traurig" vor, weil "alles wendisch betrieben und besprochen wird, so dass kein Kind (zwei deutsche Kinder ausgenommen) auf die in deutscher Sprache getanen Fragen antworten kann".

Lehrerpult

Nicht nur bei der Besetzung neuer Schulstellen, sondern auch bei Vakanzen in bestehenden Schulen bemühten sich die Behörden um Anstellung sorbischer Lehrer. Dabei wurden in Ermangelung ausgebildeter Lehrer noch nicht wahlfähige Kandidaten bei vollem Gehalt angestellt. Das betraf Johann Traugott Pech 1838 in Wartha, da "der Mangel an wendischen Schulamtskandidaten gebietet, alle vorhandenen Lehrkräfte zur Befriedigung des Bedürfnisses zu nutzen".

Aber auch Korla Awgust Kocor kam 1842 an die Schule Wartha, "um der Schule einen ungestörten Fortgang zu sichern".

Die Anstellung sorbischer Lehrer war das eine, die Unterrichtserteilung das andere. Ein sorbischer Lehrer war noch kein Garant für die im Schulgesetz 1835 vorgeschriebene Beachtung der sorbischen Sprache im Schulunterricht. Eine gute Methode, den sorbischen Schülern das Deutsche beizubringen, entwickelte Korla Awgust Kocor, seit 1942 als Vikar in Wartha.

Die Stelle war eine der am geringsten dotierten in der Lausitz, was in der Vergangenheit zum häufigen Lehrerwechsel geführt hatte: 1829-1831 Jacob Schütze, 1831 - 1838 Michael Schneider, 1838 - 1842 Johann Traugott Pech, 1842 - 1852 Kocor, ab 1852 Ernst Theodor Neumann.

Korla Awgust Kocor

Dem Lehrer Kocor wurde bescheinigt, dass er die sorbische Sprache nutzt, um mit ihrer Hilfe den Kindern Wissen zu vermitteln und die deutsche Sprache beizubringen.
Der Revisor bemerkte dazu: "Der ausschließliche Gebrauch der wendischen Sprache hat den Lehrer zwar zu verdoppeltem Fleiße im Einüben der deutschen Sprache bei dem Anschauungsunterricht in der Unterklasse und bei dem Sprachunterricht, den die Oberklasse genießt, angetrieben, doch in Bezug auf schriftliche Aufsätze über elementare Vorübungen nicht hinauskommen lassen, da es den Kindern zum deutschen Gedankenausdruck noch zu sehr an Wörtern fehlt."

Aber Kocors Methode fand Anerkennung.

Jahre später betonte Schulrat Gilbert, er habe nirgendwo eine andere wendische Schule gefunden, wo die sorbische Sprache "zum Erlernen der deutschen Sprache sowohl im Sprechen als auch im Schreiben" benutzt werde.

Nutzung der sorbischen Sprache

Sorbisches Oratorium

Im Jahre 1838 zeigte sich ein differenzierter Stand des Gebrauchs der sorbischen Sprache in den 74 sorbischen Volksschulen der sächsischen Oberlausitz.
Zu den 31 Schulen mit überwiegend sorbischem Unterricht gehörten: Wartha mit 92,6%, Guttau mit 95,5% Malschwitz mit 99,6% sorbischer Schüler. Der Zustand blieb.

1860 erfolgten Festlegungen zum stärkeren Gebrauch des Deutschen. Das Urteil über Deutschkenntnisse der Schüler in Wartha: "...rein wendisch... die Kenntnisse des Deutschen sehr gering."

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