Bjarnat Krawc als Lehrersohn in Wartha
Bjarnat Krawc (1861 - 1948), international bedeutender sorbischer Komponist der folgenden Generation, hat mit seinen Lebenserinnerungen über seine Schulzeit in Wartha und den Schilderungen des Unterrichts seines Vaters, welcher ab 1867 Lehrer an der Schule war, viel zum Lebendigwerden von Schule, Kindheit, Jugend und Dorfleben im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts beigetragen.
Bjarnat Krawc (1861 - 1948), mjezynarodnje wuznamny serbski komponist slědowaceje generacije, je ze swojimi žiwjenskimi dopomnjenkami na šulski čas w Stróži a z rysowanjom wuwučowanja swojeho nana, kiž bě wot 1867 na tutej šuli wučerił, wjele přinošował k wožiwjenju dopomnjenkow wo šuli, dźěćatstwje, młodosći a wjesnym žiwjenju w poslednjej třećinje 19. lětstotka.
Erlebnisbericht von Bjarnat Krawc
"Ende 1867 verzog meine Familie nach Wartha, wo mein Vater eine wesentlich bessere Stellung erhielt. Das Dorf war durchaus wendisch. An der Schule lag ein schöner Obst-und Gemüsegarten. Ein Weingeländer zierte das alte Schulhaus.
Die Schule in Wartha war zweiklassig, an 4 Tagen war voller Unterricht, Oberklasse vormittags, Unterklasse nachmittags. Mittwoch und Sonnabend war halbe Schule. Im Winter wurde das Schulzimmer durch einen eisernen Ofen geheizt, was mein Vater schon frühzeitig besorgte. Frierende Kinder aus Kleinsaubernitz wärmten sich um den Ofen stehend, wickelten die gefrorenen Schnitten aus den Tüchern, und tauten sie auf. Das machte uns viel Spaß.
An 4 Tagen in der Woche begann der Unterricht meines Vaters, der sehr religiös war, mit einer Stunde Religion. Nach der Religionsstunde folgte die Rechenstunde. Die einfachsten Rechenarten der Oberklassen war der Hauptinhalt.
In der Unterklasse wurde wendisch erzählt und gerechnet, oft im Chor. An grammatischen Unterricht erinnere ich mich nicht. Diktate wurden geschrieben und gegenseitig korrigiert. Für die Erdbeschreibung gab es nur eine Wandkarte von Europa, später kam ein Globus dazu. Nur einige Kinder konnten sich einen Schulatlas leisten. Trotz dieser geringen Hilfsmittel zeigten die Kinder lebhaftes Interesse.
Die Schulgeldbezüge gingen in Wartha einige Zeit sehr spärlich ein.
Der Kassierer war jedenfalls sehr lässig. Einmal vor Weihnachten war der Beutel meines Vaters leer. Mein Vater schickte mich nach Kleinsaubernitz, um beim Kassierer sein Monatsgehalt zu holen. Der Schulgeldeinnehmer war von Beruf Schmied.
Er ließ mich bis zur Dunkelheit warten und überreichte mir unter vielen Ausreden endlich fünf Mark. Mitten im Wald, es lag tiefer Schnee, kam mir mein Vater entgegen. Als ich ihm die fünf Mark überreichte, brach er in bittere Tränen aus.
'Mein Junge, dieses Jahr kann ich euch keine großen Weihnachtsfreuden bereiten.'
Nächsten Tag ging er nach Bautzen, versetzte seine Uhr und besorgte für uns drei Kinder noch kleine Weihnachtsgeschenke."